Törnbericht:OYC BoatSurfing 30.04.-02.05.10 Oldenburg-Flensburg

Törnbericht von Gundolf Fangmann:

Die hoffentlich auch in Zukunft erfolgreiche Idee „Boat-Surfing“ haben wir erstmals in die Praxis umgesetzt. Die beteiligten Personen:

Frank Voigt, Eigner der „Fragle“, einer hochseetüchtigen „Bavaria 39“, die er uns kostenlos für den Überführungstörn zur Verfügung gestellt hat.
An Bord:

Karl-Emil Krüger als Skipper mit vielen tausend Meilen Hochsee- und Atlantikerfahrung.
Als Co-Skipper durfte ich an der Reise teilnehmen (Gundolf Fangmann). Weiter dann die Jugendmannschaft:

Sören Illing, Lukas Iben, Ann-Kristin Kempermann, die von ihrem Vater Klaus begleitet wurde, und Hauke Köller, der als Ausbilder in unserem Club in der Jugendabteilung sein Wissen an Jugendliche vermittelt.
Zum Törn:

Eine stürmische Nacht war am Freitag um 4:30 Uhr für mich zu Ende. Kalli hatte sich für 5:30 Uhr angesagt, um mich abzuholen. Noch schnell eine Tasse Tee und einen Happen zum Essen. Dann pochte es um 5:20 Uhr am Küchenfenster. Kalli’s Pünktlichkeit ist ja bekannt und die Überpünktlichkeit wurde mit den Worten erklärt: „Du kennst doch Christa!“

Die Klamotten in’s Auto und ab zum Stadthafen. Wir konnten dann die Dinge in Ruhe angehen, ablegen und um 6:10 Uhr die Eisenbahn-Klappbrücke passieren. Noch waren wir alleine, denn die Crew wollte in Bremerhaven an Bord kommen. Es war Freitag und noch Arbeits- bzw. Schultag.
Wir hatten eine ruhige Fahrt, auf der wir um ca. 7:30 Uhr die Brücken Huntebrück und Elsfleth hinter uns ließen. Um 10:15 Uhr hatten wir dann den Anleger in der Geestemündung in Bremerhaven erreicht und konnten dort auf unsere weiteren Mitsegler warten.

Die kamen auch pünktlich angereist. Der Wetterdienst sagte für die Deutsche Bucht SW um 5

Abnehmend 3-4, Seegang 1-1,5 Meter voraus. Das konnten wir eigentlich nicht richtig glauben, denn draußen auf der Weser pustete es ganz erheblich mit Böen von bis zu 70 Km/h. Die kurzen Überlegungen, den Törn erst am nächsten Morgen fortzusetzen, haben wir aber verworfen. Umdrehen können wir ja immer noch!

Die Crew wurde eingewiesen, die ganz erheblichen Mengen an Proviant wurden verstaut und um 17:30 Uhr hieß es: Leinen los!

Schön nach Vorschrift hielten wir uns hinter den Steuerbordtonnen frei vom Container-Terminal. Als wir den passiert hatten, wurden auch die Wellen etwas zahmer und wir erreichten um 21:20 Uhr bei klarer Sicht den Leuchtturm „Alte Weser“. Die Dunkelheit verstärkte sich und der Turm wurde ausgiebig fotografiert. Unsere jüngere Mannschaft verkroch sich nach und nach in die Kojen.

Der Kurs wurde auf die Tonne „Scharhörn-Riff-N“ abgesetzt und wir erreichten sie um 22:50 Uhr.

Weiter ging es und um Mitternacht zeigte sich die „Elbe-Tonne 13“. Um 3:30 Uhr machten wir in der Schleuse Brunsbüttel fest.

Um kurz nach fünf starteten wir bei dem ersten Büchsenlicht die Kanalfahrt. Vor uns noch ein Segler, der uns Mut machte, zu dieser frühen Stunde zu starten. Der bekam allerdings vom Schleusenpersonal folgendes über Funk nicht gerade freundlich mitgeteilt: „Wenn du schon bei Dunkelheit los fährst, dann schalte gefälligst deine Positionslichter ein!“ Hat geholfen! Galt aber nicht uns.

Kalli hatte sich gut vorbereitet und nachdem er den fehlenden, nächtlichen Schlaf im NOK etwas nachgeholt hatte, versammelte er die Jugend um sich. Thema: Wetterkunde, Kartenarbeit usw. (Das segelnde Klassenzimmer)

Auch das gehört zum Segeln und ist wichtig. Ich hatte allerdings den Eindruck, dass die schnell näher kommende Schwebefähre in Rendsburg für die junge Mannschaft eine schon still herbei gewünschte Ablenkung war. Nach meiner Ankündigung waren sie verdächtig schnell an Deck

Die Gelegenheit nach der Autobahnbrücke in Rendsburg dem Hinweisschild „Tankstelle“ zu folgen, ließen wir selbstverständlich nicht aus und tankten 50 Liter Diesel. Weiter ging es und wir erreichten die Schleuse in Kiel, die wir um 14:40 Uhr verließen.

Bis hierher hatten wir die Segel ja mehr oder weniger geschont. Leider hatten wir auf der Weser schon Probleme, das Gross zu setzen. Frank hatte uns gebeten, die Segellatten nachträglich einzustecken. Das hatten Kalli und ich in BHV am Steg versucht, aber irgendwie klappte es nicht und da langsam die Crew anrückte, verschoben wir weitere Versuche auf später. Jetzt, nach der Ausfahrt aus der Schleuse, versuchten wir es noch einmal, stellten aber fest, dass sich das Problem auf die Schnelle nicht lösen ließ und setzten die Genua um 15:00 Uhr. Jetzt ging es rasant mit zeitweise bis zu 8 Knoten Richtung Flensburger Förde.

Eine leichte Seekrankheit von Ann-Kristin wurde erfolgreich mit Akkupressurbändern bekämpft. Wir segelten in einen wunderschönen Sonnenuntergang hinein. Leider waren die Temperaturen an diesem 1. Mai so, dass wir auf unser schweres Ölzeug nicht verzichten mochten. Als die Nacht anbrach, ließen wir die Heizung laufen und es wurde unter Deck mollig warm. Die Gelegenheit, sich hin und wieder aufzuwärmen.

 

Die Nacht war sternklar und in der Ansteuerung auf Flensburg rollten wir die Genua ein und der Motor übernahm den Rest der Reise bis in den Hafen. Am Ruder stand Hauke, der Kälte und Müdigkeit verdrängte und mit wachen Augen den Kursanweisungen von Kalli folgte. Es war 23:55 Uhr als die „Fragle“ sicher an ihrem Liegeplatz fest und ruhig lag. Als kleines Nachtmahl gab es dann noch spät in der Nacht Pfannkuchen. Danach hat sich keiner gesträubt, in die Koje zu gehen.

Sonntag 2. Mai. So langsam kommt Bewegung ins Schiff. Sören und Lukas haben sich schon hinaus geschlichen und sind auf der Suche nach einem Bäcker. Kalli geht mit der Duschkarte los, ich folge ihm und höre aus dem Fenster schon das bekante Wort: Sch……! Die Karte muss erst aufgeladen werden. Die Dusche kennt sonst kein Mitleid. Es gibt nur kaltes Wasser.
Ausgiebiges Frühstück, Klar-Schiff und tanken! Das Gepäck steht auf dem Steg. Sören, Lukas, Kalli und ich wollen mit dem Zug zurück, der Rest der Mannschaft wird mit Klaus und seiner Frau nach Hause fahren. Mit viel Geschick wird das Gepäck verladen und schon verschwindet unsere Autocrew. Wir mit unseren Rollkoffern schnappen uns eine Taxe und erreichen den Zug um 14:10 Uhr.
Wir sind zurück. Wir haben 215 sm hinter uns gebracht. Dafür brauchten wir ca. 30 Stunden.

Es gibt viel zu erzählen. Die Erfahrungen auf dieser 1. Reise mit Jugendlichen werden in die

hoffentlich folgenden Reisen einfließen und ich wünsche mir, dass auch in Zukunft Jugendliche an diesen wunderschönen und erlebnisreichen Sport herangeführt werden. Ich danke hiermit, auch im Namen der übrigen Mitsegler, dem Eigner Frank dafür, dass er uns diese Reise mit seiner „Fragle“ ermöglicht hat.

Gundolf Fangmann